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Bücher zum Wünschen und Schenken

Das Stundenbuch der Maria von Burgund

Flandern, 1470-1480
Bibliografische Angaben
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Erhältlich als Band 3 der Reihe Glanzlichter der Buchkunst

Das Stundenbuch der Maria von Burgund, der Tochter Karls des Kühnen, kennzeichnet den letzten Höhepunkt der Buchmalerei – zu einer Zeit, in der es bereits gedruckte Bücher gab; doch gerade in dieser Epoche entstanden wertvolle Codices, und zwar besonders in den Niederlanden und in Frankreich. Dieses Stundenbuch, das durch die Pracht seiner Miniaturen und Randleisten ein Abbild des burgundischen Hofes ist, erhielt Maria von ihrer Stiefmutter Margarete von York als Geschenk.

Kunsthistorikern und Liebhabern der Buchkunst ist dieser Codex wohl bekannt. Denn die hochstehende Qualität des Buchschmuckes macht ihn zu einer jener Handschriften, die auf jeder Seite Anlass zu Bewunderung und Überraschung geben. Unter seinen Miniaturen flämischen Ursprungs finden sich auch einige der glänzendsten Kompositionen der führenden zeitgenössischen Künstler am burgundischen Hof.

Alle 378 Seiten (189 Folios) des Gebetbuches zeichnen sich durch die künstlerische Gestaltung aus. Auf den ersten 34 Blättern, die einen Kalender beinhalten, ist ein ganz besonderer Kunstgriff bemerkenswert: Der Text ist mit Gold- und Silbertinte auf schwarzem Grund geschrieben. Die insgesamt 20 Vollbilder der Handschrift vermitteln uns in anschaulicher Weise das Leben und Denken der burgundischen Kultur. Jede Textseite des Buches ist mit Zierleisten, Drôlerien, phantasievollen Dekorationen und reichen kalligraphischen Verzierungen versehen. Nur Künstler ersten Ranges sind zur Ausführung dieses Gesamtkunstwerkes herangezogen worden.

 

Die Meister des Stundenbuches

Bei der Herstellung eines künstlerisch ausgestatteten Stundenbuches war es gebräuchlich, dass mehrere Hände zusammenarbeiteten. Für die Schrift war ein Kalligraph zuständig, für die Zierrahmen ein handwerklich geübter Miniaturist, der nach vorliegenden Mustern, manchmal auch nach Schablonen, arbeitete. Die Bilder blieben einem anderen Meister vorbehalten.
Wenn bei der Herstellung eines Stundenbuches mehrere Meister beteiligt sind, so besteht die Gefahr, dass die Einheitlichkeit verloren geht. Der Mann jedoch, der den Gesamtplan entworfen und die Mitarbeiter ausgewählt hat, war darauf bedacht, nur solche heranzuziehen, die einander ebenbürtig waren. Das Ergebnis ist ein Werk, das die besten Leistungen der flämischen Buchkunst aus den siebziger Jahren des 15. Jh.s in sich vereinigt.

 

 

 

Spiegel des prunkvollen Hofes

Unserem heutigen Empfinden nach entspricht die prunkvolle Ausstattung dieses Stundenbuches nicht immer dem Charakter eines Andachtsbuches. Die Bilder stellen wohl religiöse Szenen dar, sind aber in ihrer Anlage und in den Details vor allem Meisterwerke der Malerei, der es weniger um den Inhalt des Bildes geht als um die Virtuosität der Darstellungen.
Durch dieses Buch wird uns in eindrucksvoller Weise nicht nur die Geisteshaltung der burgundischen Kultur vermittelt, sondern es ist auch ein Dokument der höfischen Gesellschaft. Oftmals wird der Betrachter durch idyllische Landschaftshintergründe, großartige Architekturen oder durch die modische Eleganz der Kleidung vom eigentlichen Inhalt des Bildes in gefälliger Weise abgelenkt, gar nicht zu reden von den zahllosen kurzweiligen Figuren an den Rändern der Seiten.
Wenn unserer säkularisierten Zeit die profane Ausstattung eines Gebetbuches anstößig erscheint, so vergessen wir, dass es für die Menschen der damaligen Zeit noch keine radikale Trennung zwischen „geistlich“ und „weltlich“ gab, sondern nur ein einheitliches christliches Weltbild, in dem auch das Schöne und Heitere seinen Platz neben dem Heiligen hatte.

 

 

 

Der Kommentarband

Der wissenschaftliche Kommentar zur Faksimile-Ausgabe wurde verfasst von Franz Unterkircher, dem ehemaligen Direktor der Handschriftensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, der eine kodikologische Beschreibung gibt (deutsch), und Antoine De Schryver, dessen Beitrag eine kunstgeschichtliche Erörterung des Stundenbuches der Maria von Burgund darstellt (französisch). Die Forschungen De Schryvers haben zudem ergeben, dass die Zuschreibung des Gebetbuches an Karl den Kühnen als Besitzer unbeweisbar ist. Es wurde vielmehr für die Tochter Karls des Kühnen, Maria von Burgund, hergestellt.