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Francesco Tranchedino: Diplomatische Geheimschriften

um 1475
Bibliografische Angaben
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Der Codex Vindobonensis 2398 ist das Werk des Francesco Tranchedino, der als Sekretär in der Kanzlei der Sforza in der Zeit von etwa 1470 bis 1500 tätig war.

Die Handschrift enthält das Protokoll der in der Sforzakanzlei im Schriftverkehr mit auswärtigen Herrschern, Agenten bzw. mit den eigenen im Ausland befindlichen Gesandten für die Zeit von 1450 bis 1496 verwendeten Chiffren.

Der Codex dürfte um 1475 als Kanzleibehelf auf Grund bereits vorliegenden Materials angefertigt worden sein und wurde von diesem Zeitpunkt an als echtes Protokoll in Chiffreangelegenheiten weitergeführt - nicht nur von Tranchedino, sondern von den mit der Korrespondenz jeweils befassten Sekretären.

Die etwa 300 angeführten Chiffreschlüssel bieten eine ausgezeichnete Übersicht über das bereits voll entwickelte und vorbildliche mailändische Chiffrewesen, in dem sich für diesen Zeitraum keine Steigerung mehr feststellen läßt.

Der Codex Vindobonensis 2398 ist jedoch nicht nur ein exzellentes Beispiel für das rein spezielle Gebiet der Kryptologie, sondern ist auch in manch anderer Hinsicht eine äußerst wertvolle Quelle. So gewährt der oft sehr reichhaltige Nomenklator einen vielfach erschöpfenden Einblick in den Kreis jener Personen, die durch die Sforza-Politik in irgendeiner Weise betroffen wurden. Die Nennung der Adressaten, mit denen man in der angegebenen Chiffre verkehrte - in der Mehrzahl der Fälle ist auch noch das Datum angegeben -, wird in Verbindung mit dem Namenmaterial im Nomenklator für den Fachmann unzweifelhaft von Interesse sein. Zudem lassen sich über die Bedeutung der jeweiligen Korrespondenz aus der Beschaffenheit und dem Schwierigkeitsgrad der Chiffre Rückschlüsse ziehen.

Obwohl der Codex Vindobonensis 2398 seit jeher bekannt und bei Wattenbach (Anleitung zur lateinischen Paläographie) und auch in Aloys Meisters bis heute noch unübertroffen gebliebener Abhandlung über "Die Anfänge der modernen diplomatischen Geheimschrift" erwähnt ist, blieb er unbearbeitet. Dies ändert jedoch nichts an seiner Bedeutung als Quelle der Kryptographie und für die Geschichte der Sforza in Mailand in der 2. Hälfte des 15. Jh.s. Er ist eine Quelle, die in sehr schöner Weise dokumentiert, was Franz Stix gefordert hat: Chiffrenkunde als Hilfswissenschaft.