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Bücher zum Wünschen und Schenken

Das Psalterium Sancti Ruperti - Normalausgabe

Salzburg, 3. Viertel des 9. Jh.
Bibliografische Angaben
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Große Buchkunst – unglaublich klein

Wie klein kann ein Buch wohl sein, dass man darin noch lesen kann? Heute, im Zeitalter computerunterstützter Drucktechnik, ist die Herstellung eines solchen Werkes keine große Sache mehr. Aber stellen Sie sich vor, Sie sollen auf Seiten, die kleiner sind als eine Zündholzschachtel, mit Ihren Händen einen lesbaren Text schreiben! Eine derartige Aufgabe scheint uns heutzutage fast unmöglich. Dennoch finden sich in den Beständen einiger Bibliotheken Codices, deren Format unvorstellbar klein ist: Eine dieser kostbaren Seltenheiten ist das Psalterium Sancti Ruperti aus der Bibliothek des Stiftes St. Peter in Salzburg.
Die Kleinheit dieses einzigartigen Codex ist schlichtweg atemberaubend: Die Seiten haben eine Größe von 37 x 31 mm – der Schriftspiegel misst gerade 33 x 25 mm und enthält 18 Zeilen. Die ausgezeichnete Lesbarkeit des Textes bei einer Schriftgröße von 1,5 mm und einem Zeilenabstand von maximal 1,2 mm bezeugt die Meisterleistung des unbekannten Schreibers.
 

Wurzeln bis ins 7. Jahrhundert

Die Handschrift wurde im dritten Viertel des 9. Jh.s, vermutlich in Nordost-Frankreich, geschrieben. Der Besitzvermerk »Manuale psalterii sancti Rudberti episcopi« auf der ersten Seite des Codex aus dem 15. Jahrhundert ist der älteste Beweis dafür, dass die Handschrift im Besitz von St. Peter in Salzburg war. Dieses heute älteste Kloster des deutschsprachigen Raumes wurde vom heiligen Rupert im Jahr 696 übernommen – inwieweit unser Psalterium Sancti Ruperti auf den großen Heiligen direkt zurückzuführen ist, kann bis heute nicht genau festgestellt werden. Dennoch erlaubt es uns diese einzigartige Handschrift, bis in die Frühzeit der Christianisierung des Nordalpenraumes zurück zu sehen.

 

Höchste Kunstfertigkeit auf kleinstem Raum – die Ausstattung

Auf fol. 2r stellt das Autorenbild König Davd mit einer Winkelharfe (möglicherweise einem Psalterium) dar. Natürlich fehlt auch in diesem karolingischen Psalter nicht die Beatus vir-Initiale sowie ein mit Goldtinte auf Purpurgrund geschriebenes Incipit zum Psalter. Rubrizierte Überschriften in Capitalis Rustica und goldene Kapitalbuchstaben machen die Psalm- und Versanfänge erkennbar – einzelne Partien des Textes in Goldschrift auf Purpurhintergrund und goldene Initialen zu den Psalmen 1, 51 und 101 lassen den Auftraggeber dieser Handschrift im kaiserlichen Umfeld vermuten. Der Textcorpus wurde in karolingischer Minuskel niedergeschrieben. 

 

Eine seltene Bindung – einzigartig im Mittelalter

Eine buchbinderische Besonderheit ist der offene Rücken des Codex, wodurch die beiden Bünde mit den Heftnähten und die beiden Kapitale sichtbar werden. Es wurde bisher kein zweiter Codex in dieser höchst seltenen Ausstattung gefunden; so wird dieser Psalter zu einem desideraten Unikum der frühmittelalterlichen Buchherstellung des 9. Jahrhunderts.

 

Der Inhalt eines persönlichen Andachtsbuches

Eröffnet wird die kleinformatige Handschrift mit zwei Vorreden: der Einleitung des hl. Hieronymus zur Ausgabe seines Gallicanum und dem Prolog »Origo prophetiae regis David« zur Entstehung der Psalmen. Mehrere Indizien sprechen dafür, dass dieser winzige Psalter benutzt – und nicht als Statussymbol angefertigt wurde: Zahlreiche Gebrauchsspuren beweisen die oftmalige Verwendung. Es ist gut denkbar, dass der Besitzer diesen als Andachtsbüchlein konzipierten Miniaturpsalter immer bei sich tragen wollte. Umso erstaunlicher ist es, dass dieser Libellus überhaupt erhalten blieb und über die vielen Jahrhunderte nicht verlorenging.


 

Die Faksimilierung – eine ganz besondere Herausforderung

Um den Anforderungen einer originalgetreuen Reproduktion zu entsprechen, mussten Arbeitsgänge neu überdacht und aufwendige Adaptionen für die Aufnahmetechnik entwickelt werden. Der Umgang mit den kleinen Blättern und Buchdeckeln stellt vor allem für die Bindung des Psalteriums eine besondere Herausforderung dar. In einer speziell angefertigten Heftlade näht der Buchbinder mit größter Sorgfalt Lage um Lage an die beiden Bünde zu dem kleinen Buchblock zusammen. Das Anbringen der beiden Holzdeckel ist Millimeterarbeit, bei der höchste Konzentration und jahrelange Erfahrung in der Buchbinderei die wesentlichsten Voraussetzungen sind. Als Ergebnis dieser professionellen Arbeit können wir Ihnen die derzeit kleinste Faksimile-Ausgabe der Welt präsentieren, die für jeden Faksimilesammler und Buchliebhaber eine Rarität ist und nur in einer einzigen Auflage von weltweit 980 Exemplaren aufgelegt wurde.
 

Die Faksimile-Ausgabe – den Hauch der Geschichte spüren

Die Faksimilierung dieser Handschrift soll ein wichtiges Zeugnis unseres kulturellen Erbes aus der Abgeschiedenheit der Bibliothek, in der es nur wenigen Wissenschaftlern zugänglich ist, einem breiteren Kreis von Buchliebhabern, von kunsthistorisch und geschichtlich Interessierten erschließen. Die bis ins kleinste Detail originalgetreue Faksimile-Ausgabe bietet einen vollwertigen Ersatz für die Originalhandschrift und damit einen unverfälschten Einblick in die Ästhetik und Geisteswelt des frühen Mittelalters.