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Der Werdener Psalter

Werden, nach 1029
Bibliografische Angaben
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Der Werdener Psalter gehört zu den bedeutenden und weithin berühmten mittelalterlichen Prachthandschriften aus dem Besitz der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz in Berlin. Aufgrund seiner verschwenderischen Ausstattung wird er auch „Luxuspsalter“ genannt und legt ein glanzvolles Zeugnis mittelalterlicher Buchkunst ab. Entstanden ist der Codex in Werden, wo der hl. Liudger, Bischof von Münster, um 800 ein Kloster gegründet hatte. Diese Benediktinerabtei erlebte im 11. Jh. eine Blütezeit, sodass der Werdener Psalter als der künstlerische Ausdruck eines selbstbewussten Klosters angesehen werden darf.


Die Handschrift enthält ein Psalterium in ungewöhnlicher Textgestalt. Inhalt und künstlerischer Schmuck des Werdener Psalters sind von hohem Rang und in allen Teilen bemerkenswert. Es sind sowohl die großartigen Miniaturen, die immer wieder bewundert worden sind, als auch die buchkünstlerisch überaus bedeutsamen Initialen, Zierseiten und Ziertitel sowie die Schrift, die allesamt eine unvergleichliche Einheit bilden.
 

Ein Luxuspsalter von verschwenderischer Pracht

Eröffnet wird die Reihe der Psalmen mit dem Autorenbild, das den biblischen König David in seinen beiden Funktionen, als Herrscher und als Verfasser der Psalmen, darstellt (fol. 1v). Auf fol. 74r kehrt das Davidthema mit der Tötung des Goliath und der Überbringung seines Hauptes an König Saul in zwei weiteren Episoden wieder. Die dritte ganzseitige Miniatur schließlich zeigt Christus als Sieger über den Drachen und den Löwen (fol. 64r).


Mit ihrem streng formalen, symmetrischen Aufbau und der Ausgewogenheit der Farbgebung strahlen die Titelbildillustrationen Ruhe und würdevollen Ernst aus und treten so in einen reizvollen Gegensatz zur phantasiebewegten Initialornamentik. Die jeweils unmittelbar auf die Miniaturseiten folgenden Initialseiten leiten mit gold-silbernen Rankeninitialen auf purpurfarbenem Hintergrund und mit gold- und silberfarbenen Kapitalen den nächsten Psalm ein.


Zudem beginnen alle 150 Psalmen sowie die nachfolgenden Cantica mit großen Initialen aus Gold- und Silberranken. Dazu kommen noch besonders hervorstechende Zierzeilen auf Purpurhintergrund mit abwechselnd goldenen und silbernen Majuskeln. Der Text ist absatzlos in einer regelmäßigen, eleganten, spätkarolingischen Minuskel geschrieben. Wirkungsvoll sind jedoch die Versanfänge hervorgehoben, die durch kleine Purpurquadrate mit ebenfalls goldenen und silbernen Buchstaben in der feierlichen Auszeichnungsschrift gekennzeichnet sind.


Die insgesamt 190 Rankeninitialen selbst bestehen teils aus geometrisch geführten Bändern, häufiger jedoch aus Pflanzenteilen. Architekturen, Drachen, Vögel, Hunde und auch Darstellungen von Menschen bereichern das Rankenwerk der Zierbuchstaben und machen sie zu phantasievollen Miniaturen. All dies verleiht dem Werk in seiner Gesamtheit den Eindruck von kostbarer Pracht, wie wir sie nur von wenigen Handschriften kennen.
 

Text und Kalender

Der Werdener Psalter enthält den Text des Psalterium Romanum, einen altlateinischen Text, der sich von der Vulgataversion nicht sehr stark unterscheidet, weiters die zugehörigen altlateinischen Cantica und einige Gebete. Ein umfangreicher Kalender sowie zwei Tafeln zur Berechnung des Datums des Osterfestes und der dazu nötigen Monddaten stehen am Ende der Handschrift.


Der Werdener Psalter ist zweifellos ein Luxuspsalter, der nicht für den liturgischen Gebrauch, sondern für eine hochgestellte und reiche Persönlichkeit hergestellt worden war. Dies legen sowohl der Text als auch die kostbare Ausstattung nahe.
 

Der Einband

Die Handschrift wird von einem reich verzierten Ledereinband geschützt, der nicht der ursprüngliche Einband ist, sondern aus der zweiten Hälfte des 16. Jh.s stammt. Er wurde mit Rollenstempeln geschmückt, d. h. Metallrollen, die zuvor heißgemacht wurden, wurden in das feuchte Leder abgerollt. In einem Rahmen erkennen wir die beschrifteten Büsten der Fortitudo („Tapferkeit“), Prudentia („Klugheit“) und Iusticia („Gerechtigkeit“) sowie als vierte nicht etwa die der Temperantia („Mäßigung“), wie man bei einer solchen Aufzählung der Tugenden erwarten sollte, sondern der Lucrecia.


Die Faksimile-Ausgabe des Werdener Psalters wird ebenfalls von einem Ledereinband geschützt, der den nunmehrigen Originaleinband bis ins Detail genau wiedergibt.
 

Der Kommentarband

Der wissenschaftliche Kommentar, der von Hermann Knaus verfasst wurde, gibt eine ausführliche Beschreibung des Werdener Psalters. Es werden sowohl die Miniaturen und der übrige Buchschmuck in ihrer kunsthistorischen Bedeutung betrachtet als auch Inhalt sowie Datierung und Lokalisierung der Handschrift erläutert und analysiert.