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Die Goldene Bulle

Prag, 1400
Bibliografische Angaben
Auf Anfrage

Erhältlich als Band 11 der Reihe Glanzlichter der Buchkunst

Der Wiener Codex 338 ist eine im Jahre 1400 entstandene Abschrift der „Goldenen Bulle“, deren Ausschmückung mit Buchmalerei von höchster Qualität erfolgte. Dadurch gilt sie als die schönste Fassung aller erhaltenen Handschriften dieses Textes.
Künstlerisch gehört die prächtige Handschrift in die Tradition der böhmischen Buchmalerei. Die insgesamt 48 Miniaturen sowie die zahlreichen farbigen Initialen ziehen den Blick des Betrachters in ihren Bann. Die Ebenmäßigkeit der Schrift und der Schriftspiegel aller Seiten tragen zur Schönheit der Handschrift bei und bilden zusammen mit den Miniaturen und Initialen ein harmonisches Ganzes.
Auch politisch-geschichtlich ist die Handschrift ein Dokument ersten Ranges durch den Hinweis am Schluss, dass sie im Auftrag des römischen und böhmischen Königs Wenzel im Jahre 1400 entstanden sei. Die feierliche Abschrift sollte den Anspruch Wenzels auf die ihm soeben aberkannte römische Königswürde legitimieren und vielleicht auch als wichtigstes Dokument bei den geplanten Verhandlungen mit dem Papst über eine Kaiserkrönung in Rom dienen.

 

 

Die schönste Fassung der Goldenen Bulle

Den besonderen Reiz der Handschrift üben die 48 prachtvollen Miniaturen aus. Diese gelten als das Werk eines einzigen Meisters, dessen Name unbekannt ist und der daher als „Meister der Goldenen Bulle“ bezeichnet wird. Es werden Szenen dargestellt, die auf die Kaiserwahl und die Ausübung des Rechtes Bezug nehmen.
Der Hintergrund der Miniaturen ist entweder mit Blattgold aufgelegt oder farbig und mit Muschelgold damasziert. Das Rankenwerk der Miniaturen besteht aus Akanthusblättern in blauer, rosa, grüner und grauer Farbe. An den Verzweigungen der Blätter sind in verspielter Weise oft tropfenförmige Knospen aus Blattgold eingefügt.
In den Szenen der Goldenen Bulle herrscht ein festlicher Ton. Bezeichnend ist die Vorliebe für üppige Faltengehänge und rundliche Formen, das volle, lockige Haar und die stark hervortretenden Nasen.
Zur Kennzeichnung von Kapitelanfängen und einigen Absätzen dienen farbige Initialen, die teils mit Gold verziert und von phantasievollen Ranken umgeben sind. Ein Höhepunkt der Initialkunst, für die eigene Künstler zuständig waren, wird durch die Aufnahme einer figürlichen Darstellung erreicht. Somit wird die Initiale in ihrer künstlerisch am stärksten ausgeprägten Form zur bildlichen Miniatur. Diese Form der Bildinitiale kommt in der Handschrift zweimal vor, beide Male an bedeutender Stelle.

 

Ein kalligraphisches Meisterwerk

Auch die Schrift des Codex verdient gebührende Beachtung. Es handelt sich um eine kalligraphisch schöne gotische Buchschrift (textualis formata oder textura), die von einem namentlich nicht bekannten Schreiber stammt. Die Kapitelanfänge sind jeweils mit roter Tinte hervorgehoben, zu Beginn der Handschrift jedoch in repräsentativer Weise in goldenen Buchstaben ausgezeichnet.

 

Eine Geschichtsquelle ersten Ranges

Die Goldene Bulle, die auf zwei Reichstagen in Nürnberg und Metz im Jahre 1356 von Kaiser Karl IV. erlassen wurde, war das wichtigste Verfassungsgesetz des Deutschen Reiches; denn sie wurde zu einem Reichsgrundgesetz, das beinahe ein halbes Jahrtausend – bis 1806 – Gültigkeit behielt. In ihr wurde vor allem die Wahl der deutschen Könige geregelt.
König Wenzel IV., der Sohn Kaiser Karls IV., veranlasste aus politischen Überlegungen im Jahre 1400 eine Abschrift, die in seiner berühmten Hofwerkstatt hergestellt wurde. Die lateinische Prunkhandschrift enthält außer der namengebenden Goldenen Bulle (Aurea bulla imperialium constitucionum) eine Abhandlung über die geeignete Zeit zum Italienzug (Tractatus de habilitate temporis ad processum versus Italiam), einen Brief über König Wenzel als Nachfolger Karls IV. (Epistola de successore) und ein Verzeichnis von Städten und Burgen in Tuscien (Civitates et castra). Sie ist das einzige juristische Werk unter den sieben bekannten Codices, die mit Sicherheit aus der einst stattlichen Bibliothek Wenzels stammen und zu denen auch jene berühmte Wenzelsbibel gehört, welche die älteste deutsche Prachthandschrift der Bibel darstellt.

 

Der Kommentarband

Der ausführliche wissenschaftliche Kommentar von Armin Wolf bietet eine ausführliche Geschichte der Handschrift sowie eine detaillierte Beschreibung derselben, wobei der künstlerische Schmuck in kunsthistorischer Sicht eingehend kommentiert und interpretiert wird. Weiters legt er die Bedeutung der Handschrift dar, liefert eine umfassende Bibliographie und einen nach vorwiegend rechtshistorischen Gesichtspunkten ausgewählten Bildanhang, der zur Rechtsstellung des römisch-deutschen Königs und der Kurfürsten Vergleichsmaterial aus mehreren Jahrhunderten bietet. Auf diese Weise gibt er einen wichtigen Beitrag zur Rechtsarchäologie, der von der Fachwelt große Anerkennung erhielt.