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Der Wiener Moamin - Normalausgabe

Bibliografische Angaben
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54 Folios mit 101 meisterhaft komponierten, farbenfrohen Genreszenen zur Falknerei – mit dem „Wiener Moamin“ gilt es, einen einzigartigen bibliophilen Schatz aus dem Spätmittelalter zu entdecken.

 

Friedrich II., der Meister der abendländischen Falknereiliteratur

Mit seinem berühmten Falkenbuch „De arte venandi cum avibus“ (Über die Kunst, mit Vögeln zu jagen) schuf Friedrich II. von Hohenstaufen (1194-1250) ein bahnbrechendes Werk über die Beizjagd, das eine im zentralasiatischen und arabischen Raum bereits mehr als zwei Jahrtausende alte Kulturtechnik auch dem Abendland erschloss. Auf der Grundlage arabischer Quellen und eigener intensiver Beobachtungen und Studien zur Anatomie, zu Lebens- und Lerngewohnheiten von Greifvögeln entstand ein monumentaler Traktat, der in seiner sachlichen und systematischen Darstellungsweise für das 13. Jahrhundert einzigartig ist und für die Falknerei bis heute nichts von seiner Bedeutung eingebüßt hat.

 

Der Inhalt des „MOAMIN“

Der lateinische „Moamin“ ist ein falken- und hundekundlicher Traktat, der in fünf Büchern sämtliche Aspekte rund um die Jagd mit Vögeln und Hunden behandelt. Das erste Buch vermittelt eingehende Kenntnisse über die Greifvögel und den schwierigen Prozess des Abrichtens, die Bücher zwei und drei sind den verschiedenen Krankheiten der Vögel und erprobten Heilmethoden gewidmet. Die beiden letzten Bücher beschäftigen sich mit der richtigen Haltung und Pflege der Jagdhunde.

 

Der Wiener Moamin . eine reich illustrierte Prachthandschrift

Von den 27 lateinischen Handschriften des „Moamin“ sind nur zwei durchgehend illustriert: Die ältere – und im Text umfangreichere – wurde im ausgehenden 13. Jahrhundert in Mittel- oder Süditalien geschrieben und für einen hochgestellten Auftraggeber als Prachtcodex ausgestattet. 

Auf 54 Folios ist der Text des „Wiener Moamin“ einspaltig in einer gleichmäßigen dunkelbraunen Schrift mit roten Kapitelüberschriften angelegt und mit 101 historisierten Initialen geschmückt. Die 4-10 Zeilen hohen Buchstaben, die die einzelnen Textabschnitte einleiten, sind auf goldgrundierte, von einer schwarzen Kontur annähernd quadratisch gerahmte Felder gesetzt. Von den Ecken dieser Rahmen gehen elegant geschwungene Ranken aus, die sich über den freien Pergamentrand ausbreiten und in Blüten- und Blattformen enden. In die Buchstabenkörper selbst sind mit leuchtenden Deckfarben reizvolle kleine Szenen eingebettet, die in direktem Zusammenhang mit dem Inhalt des jeweiligen Kapitels stehen.

 

Ein arabisches Falkenbuch für Friedrich II.

Kein anderer mittelalterlicher Herrscher betrieb die Beizjagd mit so großer Begeisterung wie der König von Sizilien. Doch für Friedrich war die Falknerei nicht bloßer Zeitvertreib, sondern eine ernstzunehmende Wissenschaft, der er sich gegen Ende seines Lebens verstärkt auch theoretisch widmete. „De arte venandi cum avibus“ entstand in seinem letzten Lebensjahrzehnt – und im Jahr 1240 betraute Friedrich den aus dem Nahen Osten an den sizilischen Königshof berufenen Philosophen und Arzt Theodor von Antiochia mit der lateinischen Übersetzung einer weiteren bedeutenden arabischen Schrift zur Falknerei: „Liber Moamin falconarii de scientia venandi per aves et quadrupedes“ (Das Buch des Falkners Moamin über die Wissenschaft, mit Vögeln und Vierfüßern zu jagen).

Das Werk ist vermutlich aus zwei orientalischen Jagdtraktaten des 8. und 9. Jahrhunderts kompiliert: aus dem Falkenbuch des al-Gitrif und im Hauptteil aus vier Büchern des Traktats für den Kalifen al-Mutawakkil. Die arabische Vorlage dieser zwischen 847 und 861 für den abbasidischen Kalifen in Bagdad verfassten Schrift ist heute allerdings nur mehr in Bruchstücken bewahrt. Ihr Autor, Muhammad ibn ‘Abdallāh al-Bāzyār (Mohamed, Sohn des Abdallah, der Falkner), ist auch als Schöpfer verschiedener astronomischer Werke bekannt. In der lateinischen Übersetzung des neu zusammengestellten Traktats taucht sein Namen nicht mehr auf. Hier wird als Verfasser der „Falkner Moamin“ genannt, der nur in der westlichen Überlieferung nachweisbar ist. Von Friedrich II. wissen wir, dass er die Übersetzung des „Moamin“ 1240 während der Belagerung von Faenza persönlich korrigiert hat. Das Werk interessierte ihn direkt für die Vorbereitung seines monumentalen „De arte venandi cum avibus“. Die Miniaturen des Wiener Moamin ergänzen auf einmalige Weise seinen eigenen Traktat, weil sie uns Bilder von der Behandlung kranker Falken, ein Thema, das im kaiserlichen Werk nicht zur Sprache gekommen ist, vor Augen führt.

 

Der Kommentar

Dieser wird von Baudouin Van den Abeele verfasst. Der weltweit anerkannte Fachmann für mittelalterliche Jagdtraktate ist Professor für Mediävistik an der Université catholique de Louvain, Leiter des Centre d’études sur le Moyen Age et la Renaissance (UCL) und Herausgeber der Reihe Bibliotheca cynegetica (Droz).