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Vesconte, Pietro - Cartae Nauticae

Bibliografische Angaben

€ 1.980,00

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Die Österreichische Nationalbibliothek Wien verwahrt unter der Signatur „Cod. 594“ einen hochmittelalterlichen Portolanatlas, der aufgrund seines Detailreichtums und der Akribie seines Urhebers sogar in unseren Tagen durchaus noch verwendet werden könnte. Viele Jahrzehnte und weniger als zwei Jahrhunderte vor den großen Seefahrern und Entdeckern entstanden, bietet dieser Portolanatlas tatsächlich Erstaunliches. Auch die Ausstattung des hier vorgestellten, sehr gut erhaltenen und kleinformatigen Portolanatlas von Pietro Vesconte aus dem Jahr 1318 ist etwas Besonderes: Zur prachtvollen Repräsentation wurden die Pergamentblätter auf mittig gefaltete Holztäfelchen aufgezogen.
Nach der Planung konkreter Handelsrouten, ja selbst bei einer kaum vorstellbaren Verwendung auf See mit höherem Wellengang, konnte der Atlas schnell und sicher zugeklappt werden. So war es möglich, die feine Buchmalerei und die kostbaren Goldemulsionen dauerhaft zu schützen und bis heute zu bewahren.

Pietro Vesconte: Ein Pionier der Portolankarten

Der im 13. Jahrhundert (Lebensdaten unbekannt) in Genua geborene Pietro Vesconte war einer der einflussreichsten Kartographen des frühen 14. Jahrhunderts. Vesconte gilt heute als einer der Pioniere der Portolankartenerstellung, also der frühen Hafen- und Seekarten des Mittelmeerraumes. Nachweislich zwischen 1311 und 1320 war er in Venedig tätig. Als Protagonist einer innovativen Geographie hatte er maßgeblichen Einfluss auf die Kartographie der nachfolgenden Jahrhunderte in Italien und Spanien. Vescontes älteste erhaltene datierte und signierte Portolankarte trägt die Jahresangabe 1311 und wird heute in Florenz aufbewahrt. Auch Christoph Kolumbus verwendete fast zweihundert Jahre später noch Seekarten, die zumindest mittelbar auf Pietro Vesconte zurückgingen. Der Meister datierte und signierte seine Karten konsequent, sodass wir heute seine Werke gut einordnen können. Insgesamt sind noch vier weitere Atlanten (heute in Paris, Venedig, Rom und Lyon) und eine lose Karte aus seiner Werkstatt erhalten. Der „Vesconte-Point“, ein Kap in der Antarktis, wurde 1961 nach ihm benannt.

Entstehung und Ausstattung der Handschrift

Unser hier thematisierter Portolanatlas aus dem Jahr 1318 ist nur sieben Jahre jünger als die frühste datierte Seekarte Vescontes von 1311 (heute in Florenz). Eine weitere Besonderheit unserer auf Holz aufgezogenen Karten besteht darin, dass sie nicht, wie sonst üblich, genordet, sondern gesüdet sind, also Süden oben dargestellt ist. Jedes Blatt ist in einer Ecke durch eine farbenfrohe, rot gerahmte geometrische Buchmalerei illuminiert. Sie weist, ganz im Sinne der gotischen Buchkunst, jeweils eine stilisierte mehrfarbige Akanthusblatt- Ornamentik auf. Eine praktische Funktion, neben der ästhetischen, haben diese polygonalen Schmuckelemente obendrein: Sie dienen als Basis für einen doppelten Maßstab, nämlich für eine horizontale und eine vertikale Ausrichtung. Der Atlas beginnt mit einer sehr aufwendigen und detaillierten Kalenderdarstellung in zwölf konzentrischen Kreisen, im Zentrum ein Quadrat, flankiert von vier seitlichen Kreissegmenten. In den Ecken um den vielteiligen konzentrischen Kreiskalender befinden sich die vier Evangelistensymbole, in Anlehnung an die vier Jahreszeiten. Was es damit auf sich hat, erschließt sich dem Betrachter bei genauer Beschäftigung mit diesem sehr spannenden Kartenwerk.