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Der Codex Millenarius

Kremsmünster oder Mondsee, um 800
Bibliografische Angaben
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Der Codex Millenarius, der alle vier Evangelien in lateinischer Übersetzung enthält, gehört zu jenen drei kostbaren Heiligtümern des Klosters Kremsmünster, die von überragendem sakralem und kulturhistorischem Wert sind. Neben dem Tassilokelch und den Tassiloleuchtern ist auch der Codex Millenarius heute noch in feierlicher Verwendung.
Sein unschätzbarer Wert bestimmt sich durch sein hohes Alter, durch die Schönheit seiner Schrift und durch seinen hervorragenden Buchschmuck. Zudem ist mit seinem Text der einzige gut erhaltene Zeuge einer verschwundenen bayrisch-österreichischen Form der Vulgata erhalten. Der Codex Millenarius ist um 800 im Skriptorium von Mondsee, dem Mutterkloster von Kremsmünster, oder vielleicht in Kremsmünster selbst entstanden. Seit seiner Entstehung dürfte er in Kremsmünster gewesen sein.
Der Buchschmuck aus der karolingischen Zeit besteht aus insgesamt acht Vollbildern mit der Darstellung der vier Evangelisten und ihrer Symbole, aus den dazugehörigen vier Prunkinitialen am Beginn der Evangelientexte und aus geringen Resten der Kanontafeln. Zusammen mit dem bildlichen Schmuck macht eine feierliche karolingische Schrift (Unziale) den heiligen Text zu einem einzigartigen Gesamtkunstwerk.
 

Eine „tausendjährige“ Kostbarkeit

Seinen Namen hat der Codex Millenarius seit der Tausendjahrfeier des ehrwürdigen Stiftes von Kremsmünster im Jahre 1777. Als damals der Wiener Apostolische Nuntius Garampi, der früher Präfekt des Vatikanischen Archivs gewesen war, das Evangeliar sah, rief er aus: „Vere hicce millenarius codex est“ („Dieser da ist wahrhaftig ein tausendjähriger Codex“).
 

Der künstlerische Schmuck

Es gibt nur ganz wenige vergleichbare Handschriften, in denen den Evangelisten die Symbole gleichwertig und in gleich großen Vollbildern gegenübergestellt sind. Der Millenarius ist die älteste erhaltene Handschrift, in der diese Doppelbilder erhalten geblieben sind.
Eine weitere Besonderheit des Millenarius ist die regelmäßige Einfügung aller acht Bilder in große rundbogige Arkaden. Diese sind abwechselnd in Gold und Silber gerahmt und mit Flechtbandornamenten versehen. Die Darstellungen der Evangelisten und ihrer Symbole beeindrucken durch ihre Dynamik und durch die Liebe zum Detail. Besonders wertvoll sind hierbei die aufgeschlagenen Bücher in den Evangelistenbildern, die eine äußerst feine Minuskelschrift zeigen.
 

Ein kalligraphisches Meisterwerk

Der einzigartige Wert des Millenarius wird nicht zuletzt durch die gleichmäßige Schönheit seiner Schrift bestimmt. Durch eine feierliche, sehr normierte Unziale aus der karolingischen Zeit wird der heilige Text besonders hervorgehoben. Jedes einzelne Blatt bietet somit ein graphisches Meisterwerk, welches vermutlich von einem einzigen Schreibkünstler geschaffen wurde.
 

Ein einzigartiger Textzeuge

Der Codex Millenarius ist ein Plenarium, d. h. er enthält vollständig alle vier Evangelien, Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Der Text stellt eine Vulgataversion dar, allerdings mit starker Beimischung von Vetus Latina, sodass man fast versucht ist anzunehmen, ein „Vorfahre“ sei aus Vetus Latina in Vulgata verbessert worden.
Von diesem Typus sind insgesamt nur mehr drei Handschriften überliefert, von denen der Codex Millenarius den am besten erhaltenen Zeugen darstellt. Dieser bayrisch-österreichische Typus, der in der Salzburger Kirchenprovinz vor Alkuin beheimatet war, stammt in seiner textlichen Gestalt aus Oberitalien.
 

Der Kommentarband

Dem Faksimile beigebunden ist ein wissenschaftlicher Kommentar, in dem Willibrord Neumüller, der Bibliothekar des Stiftes Kremsmünster, die textliche Gestalt der Handschrift sowie ihren kodikologischen Befund beschreibt und Kurt Holter den Buchschmuck aus kunsthistorischer Sicht erläutert.