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Bücher zum Wünschen und Schenken

Das Lehrbuch für Kaiser Maximilian - Normalausgabe

Wien, um 1466
Bibliografische Angaben
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Die kulturhistorische Bedeutung des „Lehrbuches für Kaiser Maximilian I.“ kann gar nicht hoch genug geschätzt werden. Der als „letzter Ritter und erster Landsknecht“ in die Geschichte eingegangene, vielseitig begabte Fürst, unter dem die Habsburger zur mächtigsten Dynastie Europas aufstiegen, lernte mit diesem Buch das Lesen.
 

Das erste Lehrbuch für den "letzten Ritter"

Die in der Österreichischen Nationalbibliothek verwahrte Handschrift, die sogenannte Tafel, ist das erste Lehrbuch, das Maximilian als Siebenjähriger in die Hand bekam und aus dem er das Alphabet, das Pater noster, Ave Maria und andere Gebete sowie Merkverse lernte. In einigen der farbenfrohen, mit aufwendigem Gold ausgeführten Miniaturen tritt der Kaisersohn selbst auf: In der Initiale zum Vaterunser sehen wir ihn neben seinem ersten Lehrer Jakob von Fladnitz, wie er aus einem Codex buchstabiert; zu den Tischgebeten erscheint der junge Prinz bei Tisch. Einen weiteren Bezug zum Benützer stellen auf der ersten Textseite die beiden Wappen der Eltern Maximilians, Kaiser Friedrichs III. und Eleonores von Portugal, her.
 

Ein Wiener Bürger als Mäzen

Für einen standesgemäßen Unterricht seines Sohnes, bemühte sich Friedrich III. um wertvolle Schulbücher, für deren Kosten der Hof in seiner Sparsamkeit allerdings nicht selber aufkommen wollte. Im reichen Wiener Bürger Stephan Heuner wurde schließlich ein Mäzen gefunden, der neben dieser Handschrift noch zwei weitere für Maximilian herstellen ließ. Die Miniaturen und das Wappen des Stifters sollten das Wohlgefallen des Kindes erregen, damit sich dieses später daran erinnere.
 

Der faszinierende Inhalt

Dem mittelalterlichen Kanon für den Erstunterricht folgend enthält Maximilians Tafel zunächst ein ABC und die grundlegenden Gebete wie Pater noster, Ave Maria, Credo, Magnificat, Lobgesang des Simeon, Salve Regina, Sanctus, Requiem, Ostende nobis und Stufengebet, Confiteor, Tischgebete und abschließend Gebete für den Wohltäter.
Darauf folgt der Cisioianus, ein aus kurzen Silben zusammengestellter Verskalender, der als Gedächtnisstütze zum Einprägen der Fest- und Heiligentage und ihrer Stellung im Jahreslauf diente.
Den Abschluss des ersten Teiles bildet eine unvollständig gebliebene deutsche Übersetzung der lateinischen Gebete (Vaterunser bis Sanctus).
Der zweite, zeichnerische Teil des Lehrbuches umfasst zwei Zieralphabete, deren variantenreiche Buchstabenformen in Federzeichnungen vorgeführt werden sowie drei ganzseitige, aus hängenden Tüchern gebildete Initialbuchstaben, ein Christogramm und schließlich das Wappen des Stifters, das auf der letzten Seite der Handschrift erscheint.
 

Die Ausstattung, eines Habsburgers würdig

14 Deckfarbenminiaturen, in Initialbuchstaben eingeschriebene Genreszenen und religiöse Darstellungen, stehen am Beginn jedes der Textabschnitte. Die erlesene Wirkung dieser kleinen Kunstwerke wird verstärkt durch kostbare, mit Ziselierungen und Punzen geschmückte Partien aus poliertem Blattgold, mit denen die Buchstabenkörper hinterlegt sind.
Die Initialbuchstaben bilden auch den Ausgangspunkt für zarte Blattranken, die sich über den Pergamentrand ausbreiten und in vielfältige Blatt- und Blütenformen münden. In diesem floralen Rahmen tummeln sich zahlreiche Tiere und Mischwesen.
Ähnlich fantasievoll ist auch die Gestaltung der beiden Musteralphabete, die zum einen aus Mischformen von flächigen Buchstabenteilen und dreidimensionalen Formen, zum anderen aus gedrehten Bändern gebildet werden.
Während mit Wolfgang Spitzweg, einem kaiserlichen Kanzlisten, der Schreiber des Lehrbuches bekannt ist, ist sein Illuminator anonym geblieben. Nach den insgesamt drei Lehrbüchern, die er für Maximilians Unterricht ausgeschmückt hat, wird er als "Lehrbüchermeister" bezeichnet.