Ca. 336 Seiten, 17 x 24 cm, Broschur mit Schutzumschlag. (= Beiträge zur Jazzforschung/Studies in Jazz Research 13).
Die befremdlichen Züge, welche die Musik der Afroamerikaner für Weiße an sich hatte und immer noch hat, führten von Anbeginn zu einem bis heute weiterwirkenden Irrtum: Die afroamerikanische Musik kommt von den Schwarzen – die Schwarzen kommen aus Afrika – daher kommt die afroamerikanische Musik aus Afrika. Dass es sich bei dieser Schlussfolgerung um angewandte Rassenkunde handelt und nicht um Musikwissenschaft, ist bis heute kaum jemandem aufgefallen.
Die Jazzforscher, die alles, was nicht in der Musikästhetik der westlichen Hochkultur enthalten ist, nach Afrika verlegen wollen, ziehen ein Faktum nicht in Betracht: Der größte Teil der traditionellen afrikanischen Musik wurde zu religiösen und sozialen Anlässen gemacht, an denen Afrika extrem reich war und selbst heute noch immer ist.
Für die Afrikaner, die in die amerikanische Sklaverei gerieten, fielen diese Anlässe weg. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als sich jener musikalischen Formen zu bedienen, die sie zunächst bei ihren weißen Besitzern und später auch beim weißen Proletariat zu hören bekamen. Ihre Rezeption dieser Musikformen bildet die Basis, aus der in den Jahrzehnten um 1900 der Jazz erwuchs.
INHALTSVERZEICHNIS
I. EINLEITUNG
Die Schwarzen kommen aus Afrika ...
II. DER AUFBRUCH DER PORTUGIESEN
Gil Eanes und die Folgen
Die Taufe des Königs von Kongo
Portugiesische Musik des 15. Jahrhunderts
III. DAS BANJO
Altformen des Banjos in Amerika
Die Substitutionslauten entlang des portugiesischen Seeweges
Qanbûs
Ramkie
Die Bespannung
Die Etymologie des Namens »Banjo«
IV. VON DER ALTEN IN DIE NEUE WELT
Sklavenhaltergesellschaften
Der transatlantische Sklavenhandel
Schicksale der Sklaven in Amerika
Die Maroons
Die musikalischen Konsequenzen des Sklavenhandels
V. DAS KURZPHRASENRESPONSORIUM
Das KPR in Afrika und Amerika
Sea Shanties
Work Songs
Die katholische Liturgie im Amerika
Die Kanarier
VI. DIE MUSIK IN LATEINAMERIKA
Die europäische Besiedlung Nordamerikas
Das spanische Erbe
Die Modetänze Europas
Die synkretistischen Kulte
Die ersten lateinamerikanischen Tanzmoden
Habanera
Tango
VII. DER ANTEIL FRANKREICHS
Rollenpolyphonie
Vereinigte Staaten
Bahamas
Französische Antillen und Surinam
Madagaskar
Rollenpolyphonie in Indonesien
Zusammenfassung und Ausblick
VIII. DIE MUSIK IN NORDAMERIKA
Das anonyme Volksgut der Weißen
Fife and Drum
Die Musik der protestantischen Denominationen
Spirituals und Gospels
Die Iren in Nordamerika
IX. DIE MINSTRELSY
Geschichte der Minstrelsy
Die Musik der Minstrelsy
Die Erben der Minstrelsy
X. DIE ERSTEN TANZMODEN AUS DEN USA
Cakewalk
Ragtime
Die »Synkopen« von Cakewalk und Ragtime
Zwei historische Beiträge zur Geschichte des Ragtime
XI. BLUES
Die Bluesformen und ihre Varianten (nach A. M. Dauer)
Zwölfer-Blues
Achter-Blues
Sechzehner-Blues
Zwanziger-Blues
Vierundzwanziger-Blues
Unsymmetrische Bluesformen
Kombinierte Bluesformen
Blues-Boogie
Blues-Shout
Blues-Ballade
Blues-Gospel
Talking-Blues
Spoken-Blues
Chantfable-Blues
Das Epos, der Held und die Sänger
Das Areal der Epik und die Ependerivate
Die musikalische Seite der Epik und ihrer Derivate
Die Entstehung des Blues
XII. BEAT CONTRA CLAVE
Das Areal der additiven Rhythmik
Die Claves in Amerika
Die Verhältnisse im westlichen Europa
Von den Claves zum Beat
XIII. KLEZMER
Die Musik der Juden in Osteuropa
Von der Zurna zur Klarinette
Annäherung an den Jazz
Klarinette und Saxophon »weiß«
XIV. HIN ZUM JAZZ
Die primäre Bedeutung des Wortes »Jazz« und der Kult der Natürlichkeit
Ein Name auf der Suche nach seiner Geschichte
Was spielten die »ersten« Jazzmusiker?
XV. SCHLUSS
Bibliographie
Diskographie
Sachregister
Namensregister
Summary