Der VERGILIUS VATICANUS ist das wichtigste erhaltene Beispiel eines illustrierten Buches der (Spät-)Antike und stellt zugleich eine der ältesten Überlieferungen von Vergils berühmtem Nationalepos Aeneis dar. Entstanden in Rom um 400 n. Chr., ist er zudem das älteste von insgesamt nur drei antiken illustrierten Manuskripten der klassischen Literatur. Besondere Wertschätzung genießt der VERGILIUS VATICANUS aufgrund seines reichen Buchschmucks: 50 Miniaturen begleiten den Text in anschaulicher Weise und machen die Handschrift so zu einem Prachtcodex von höchstem künstlerischem Anspruch. Die mit üppigen Farben aufgetragenen Illustrationen lassen in ihrem Stil die Parallelen zu den pompejanischen, nach griechischen Vorbildern geschaffenen Wandmalereien deutlich erkennen. Die naturgetreuen Proportionen und die Lebendigkeit der Figuren beeindrucken den Betrachter ebenso, wie die meisterhaft dargestellte Beziehung zwischen den einzelnen Figuren, eben interaktiv, zueinander. Der Text zeichnet sich durch eine elegante Version der CAPITALIS RUSTICA aus, einer Schrift, die für Prachtcodices jener Zeit verwendet wurde. Auf den 76 erhaltenen Blättern enthält der VERGILIUS VATICANUS sowohl Fragmente der Georgica, eines Lehrgedichts vom Landbau, als auch solche der Aeneis und gilt als eine der direktesten und authentischsten Quellen der Vergil-Überlieferung und somit als ein für die gesamte abendländische Buchkultur so immens wichtiges und wertvolles Werk.